Indie, Arthouse & Serious Games

Nach dem kulturanthropologischen Homo Ludens-Argument von Huizinga wurzelt alle menschliche Selbsterkenntnis, inklusive der kulturellen Systeme wie Recht, Wissenschaft, Politik und Religion im Spiel. In einer Ära des beschleunigten technologischen Wandels kommt zukunftsorientierten Forschungsmethoden eine immer größere Bedeutung zu. Insbesondere die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) rückt bei der Gestaltung öffentlicher Kommunikation und Meinungsbildung zunehmend in den Fokus.

Indie-Games auf dem AMAZE-Festival

Das Berliner AMAZE-Festival zeigt, dass Indie- und Arthouse Games diese gesellschaftlichen Dynamiken aufgreifen, reflektieren und transformieren.

Viele Entwickler:innen wagen sich über klassische Mechaniken hinaus und erkunden neue narrative, ästhetische und interaktive Möglichkeiten.

Sie thematisieren

  • kulturelle Resilienz,
  • individuelle Selbstwirksamkeit und
  • soziale Transformation.

In Arthouse Games treffen Kunst und Wissenschaft aufeinander – theoretische Konzepte verschmelzen mit künstlerischer Reflexion und so können interaktiven Erfahrungsräume entstehen.

Spiele sind Ausdrucksformen.

    Durch inklusive Narrative, kooperative Mechaniken und partizipative Designs entstehen neue Formen sozialen Zusammenseins.

    Beispiel: Formate wie Tide Breakers zeigen, wie Spiele Räume für Solidarität und Gemeinschaft schaffen – und wie sie alternative Zukünfte erfahrbar machen können.

    Empfehlungen für eine spielbasierte KI-Bildung

    Vor diesem Hintergrund kann in der KI-Bildung eine Reihe gezielter Maßnahmen sinnvoll sein, die das Potenzial spielbasierter Formate systematisch erschließen. Zielführend scheint hier die Verbindung von Planspielen und künstlerischen Konzepten.

    Ein Beispiel dafür sind Rollenspiele als Art-House-Games.

    Gerade angesichts aktueller Herausforderungen – wie der Rolle von Künstlicher Intelligenz in sämtlichen Disziplinen – bieten spielbasierte Formate ein Potenzial für Bildung und Geistesschulung.

    Beispiel: In dem vom Zukunftsfonds Steiermark geförderten Projekt „Serious Game AI“ (Sascha Ferz/Elisabeth Hödl/Thomas Tripold) sollten neue Wege in der Vermittlung von Demokratieverständnis bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz in der Medienlandschaft erschlossen werden.

    Planspiele ermöglichen nicht nur technisches Verständnis, sondern werfen auch Fragen nach Ethik, Verantwortung und Machtverhältnissen auf.

    Die Spiele setzen dort an, wo klassische Bildungs- oder Politikformate manchmal an Grenzen stoßen: Sie emotionalisieren, verbinden – machen Alternativen erlebbar.

    Fazit

    Indie-Games sind weit mehr als eine Nische innerhalb der Spieleindustrie – sie sind kulturelle Seismografen, die mit neuen Erzählungen und experimentellen Formaten neu Pfade in der digitalen Kultur legen. Die Stärke dieser Games liegt in der kritischen Autonomie: jenseits kommerzieller Zwänge greifen sie gesellschaftliche Herausforderungen auf und durchbrechen Konventionen.

    Serious-Games bieten neben der Spielerfahrung insbesondere den Raum für Reflexion und kritische Auseinandersetzung. Wenn Künstliche Intelligenz und Medienwandel nicht nur technisch, sondern auch kulturell und ethisch begriffen werden soll, brauchen wir neue Formate.

    In ihrer besten Form eröffnen Spiele Erfahrungsräume, die komplexe Themen zugänglich machen, Beteiligung ermöglichen und neue Denkweisen anstoßen.

    Siehe auch:

    Fostering Systemic Thinking with Simulation Games in Legal Education by Sascha Ferz, Elisabeth Hödl :: SSRN

    Die resiliente Gesellschaft als Motiv in Arthouse Gaming and Playful Media

    Beitragsbild: Helena Hödl