Smart Clothes

Der französische Modeschöpfer Courrèges kleidete seine Models für den Winter 1968/69 wie Kosmonauten ein. Er galt als der erste Designer, der futuristische Mode entwarf. Seine Modelle sahen aus, als wären sie technischen Labors entsprungen. Heute existiert Mode, die dieser futuristischen Konzeption auch in technischer Hinsicht gerecht wird.

Der Kleidung kommt im Ubiquitous Computing eine wichtige Rolle zu, denn Kleidung wird am Körper getragen und wird zu einer zweiten und sensitiven Haut. Elektronik wird in Kleidung integriert und Bekleidungsstücke werden „smart“. Diese Smartness ist zunächst noch relativ rudimentär ausgebildet.

Jacken, Kleider, Hosen

Heute sind es Jacken, in die MP3-Player integriert sind oder Anzüge, die es möglich machen, menschliche Vitalfunktionen zu überwachen. Kleidung wird zum Medium, das seine Träger umhüllt, sie wird zur Schnittstelle für unterschiedliche Mikrosystemanwendungen.

Das  Hohenstein Institut hat in einer Studie die Anforderungen an die Textilien der Zukunft analysiert. Aus den Erkenntnissen erschloss man mögliche Anwendungsfelder für intelligente Bekleidung. Die Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass vornehmlich in den sozialen Bereichen (Altenpflege, Arbeitswelt, Sport, Freizeit) ein zunehmender Bedarf an Smart Clothes besteht.

  • Man entwickelt Techniken zur Umsetzung von Smart Clothes-Technologien in tragbare Modelle.
  • Die Miniaturisierung der Technologien ist entscheidend.
  • Kleidung kann zudem die Aufgaben von Gesundheitsassistenten übernehmen.
Abb.: wikipedia/gemeinfrei
Für „fair Kauf“ das soziale Kaufhaus in Hannover“, betitelte Reinhold Fahlbusch Vorsitzender der Genossenschaft und Urheber dieses Fotos sein Bild „Kleidung für Jeden 1“.

 

Ein Beispiel für die Gesundheitsüberwachung sind Smart Shirts (ursprünglich im Jahr 1996 von der US Navy für militärische Zwecken entwickelt, dienten sie der Lokalisierung von Schusswunden sowie der Übertragung von Körperparametern wie Herzfrequenz oder Körpertemperatur, um Soldaten telemedizinisch betreubar zu machen. Vgl Vargas, Smart Clothes, 55.)

Wearable Motherboard

Auf Basis dieser Entwicklungen wurde schließlich am Georgia Institute of Technology das erste textile tragbare Computernetzwerk, das „wearable motherboard“ entwickelt. Das Netzwerk aus elektrisch leitfähigen Fasern macht die Adaption von Sensoren oder anderen Komponenten möglich.

Das Shirt ermittelt durch Sensoren Körperparameter (wie Herzschlag und Atmung) und leitet diese an eine Prozessoreinheit am unteren Ende des Shirts weiter. Seit einiger Zeit arbeiten Firmen auch daran, Notrufsysteme in Bekleidung zu integrieren.

Es gibt Prototypen für Kinderjacken, die mit einer textilen Antenne, Mobilfunktechnologie und eine ferngesteuerte Minikamera ausgestattet sind, damit Eltern die Position ihrer Kinder lokalisieren können, ohne dass die Kinder es bemerken. Auch an textilen Tarn-Systemen wird gearbeitet. Steht der Träger vor einer Mauer, simuliert die Bekleidung die Farben und Muster der Wand.

Textiler Bildschirm

Ein Durchbruch im Bereich der Smart Clothes gelang der Firma France Télécom mit ihrem textilen Bildschirm. Das Textil besteht aus einem Mischgewebe von herkömmlichen Fäden in der Kette und Lichtleitfasern im Schuss.

Nun kommt das Design ins Spiel

Die Idee leuchtender Kleidung regte wiederum die Modewelt an. Die Firma International Fashion Machines – IFM entwickelte ein Kleid mit einer dazugehörigen Kette als Schmuckstück, das auf die Bewegung der Trägerin mit verschiedenen Lichteffekten reagiert. Das Kleid unterstreicht die Bewegungen der Person. Das Projekt dient der Demonstration des visuellen, taktilen und mechanischen Potentials der Integrierung von genähten Schaltkreisen in Bekleidung.

Abb.: wikipedia/gemeinfrei
Für „fair Kauf“ das soziale Kaufhaus in Hannover“, betitelte Reinhold Fahlbusch Vorsitzender der Genossenschaft und Urheber dieses Fotos sein Bild „Kleidung für Jeden 2“.

Der dreilagige Rock besteht aus je einer oberen und unteren Lage aus elektrisch leitfähigem Organza, die durch eine Lage nicht leitender Nylon Meshes getrennt sind. Auf der Oberfläche wurden LEDs mit leitfähigen Kletten fixiert, deren Enden wirr durch den Stoff hindurch ragen.

Wird bei der Bewegung ein Kontakt zwischen der obersten Lage (die den +Pol darstellt) durch das Mesh hindurch zur unteren Lage ( –Pol) erzeugt, leuchtet das entsprechende LED auf.

Dieser Effekt wird durch eine dazugehörige Kette verstärkt, in die ein simpler analoger Computer eingebaut ist, der bei dem Kontakt zu einer Energiequelle die verschiedenfarbigen LEDs aufleuchten lässt. Dies ist dann der Fall, wenn die Kettententakel das elektrisch leitfähige Oberteil berühren.

Da nun jedem Tentakel wiederum ein bestimmtes Netzwerk an LEDs zugewiesen ist, leuchtet je nach Tentakel eine andere Farbe auf und erzeugt magisch wirkende Lichter. Das Modell wurde im National Museum in Washington DC ausgestellt.

Wir erkennen:

Die Entwicklung ausgereifter Smart Clothes erfordert also zusehend die Zusammenarbeit von klassischer Bekleidungsindustrie, Modedesignern und Künstlern sowie Spezialisten aus den Bereichen Mikrosystemtechnik, Informations- und Kommunikationstechnik, Elektrotechnik, Medizin und Ergonomie.

Abb.: Reinhold Fahlbusch/gemeinfrei

 

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