Abb.: ubifacts/gemeinfrei

Semantische Netze

Das Internet kann auch als ein Archiv von Dokumenten betrachtet werden, aus dem Menschen Informationen beziehen. Computer kennen den Inhalt dieser Dokumente nicht, sie stellen bei allfälligen Suchanfragen, diese Dokumente zunächst bloß zur Verfügung. Die nächste Frage in der technischen Evolution von Netzen und Netzwerken lautet: Ist es möglich, das Internet zu einem Netz zu machen, das Bedeutungen erkennen kann?

Ist es möglich, zu einem semantischen Netz zu gelangen?

Computer können Bedeutungen semantischer Daten erkennen, indem sie über Hyperlinks die Definition von Kennwörtern und die zu ihrem Kontext gehörenden Schlussregeln und Verwendungsregeln nachschlagen. Das Ziel ist es, dass der Computer den Inhalt selbst erschließt. In semantischen Netzen sind Websites mit Daten-, Schluss- und Verwendungsregeln ausgestattet.

Kann der Computer sich den Inhalt selbst erschließen, kann er sich in Folge auch selbstständig verhalten. Er könnte etwa nach weiteren Informationen suchen, oder eine bestimmte Suchrecherche präzisieren. Die Informationen über die Bedeutung von Begriffen werden dabei in Ontologien zusammengefasst, das heißt, es werden Gattungen und Klassen eingeführt, sowie Beziehungen zwischen Unter- und Oberklassen festgelegt. (Die auf diese Weise definierten Ontologien werden noch effektiver, wenn sie durch automatische Schlussregeln erweitert werden.)

Die semantische Tiefe, bis zu der ein Computer Bedeutungen versteht, hängt vom Umfang der ergänzenden Ontologien ab. Ein semantisches Netz ist flexibel und ermöglicht einem Computer, sich aus Ontologien und automatischen Schlussregeln die fehlenden Informationen eines unvollständigen Auftrages eines menschlichen Benutzers selbständig zu ergänzen.

Abb.: ubifacts/gemeinfrei
Die Rückseite eines Denkmals semantisch ergänzt

Eric Schmidt, Chief Executive Officer der Firma Google verdeutlicht das so: „Suche wird sich (…) immer mehr zu einer vorhersehbaren Suche entwickeln. Wir werden sagen können, ob das Konzert, das Sie heute Abend besuchen wollen, gut oder schlecht ist, weil wir durchsuchen können, wie die Menschen darüber im Internet reden. Die Suche wird Ihnen eine Empfehlung geben können, wann Sie losfahren sollten, denn wir werden über das Internet erfahren, wie viele Fahrzeuge zu dem Konzert unterwegs sind. Wir werden schon während des Konzerts sagen können, ob es hält, was sich die Leute davon versprochen haben, weil immer mehr Leute während des Konzertes twittern oder kommunizieren.“

Der sechste Sinn

Richtungsweisend für diese Tendenz ist auch das Open Source Projekt mit dem Titel „SixthSense“, das von Steve Man am MIT entwickelt und von Pranav Mistry fortgeführt wurde. Es handelt sich um ein mobiles Gestenerkennungssystem, das einen Videoprojektor und eine Kamera beinhaltet und es ermöglicht, mit der physikalischen Welt mittels natürlicher Handbewegungen in Verbindung zu treten. Das System erkennt freie Handbewegungen genauso wie Gesten und Symbole, die in die Luft gezeichnet werden.

Geht man davon aus, dass in naher Zukunft Handys mit Projektoren ausgestattet sind, die jede Oberfläche, von der Handfläche bis zur Hauswand, zu einem Computerterminal machen der Zugang zum WWW hat und verbindet sich diese Welt mit semantischen Suchmaschinen, die noch präziser arbeiten als bisher, so wird der Computer Antworten auf Fragen geben, die er gar nicht kennt.

Literatur: Malkom/Weiß, Semantische Technologien: Ihr Einsatz in Rechts- und rechtlich relevanten Gebieten, in Schweighofer/Geist/Staufer (Hrsg), Globale Sicherheit und proaktiver Staat – Die Rolle der Rechtsinformatik, Salzburg 2010, 189-190; Granitzer/Kienreich, Semantische Suchtechnologien: Stand der Forschung & Vision, in Schweighofer/Geist/Staufer (Hrsg), Globale Sicherheit und proaktiver Staat – Die Rolle der Rechtsinformatik, Salzburg 2010, 191-195.

Abb.: ubifacts/gemeinfrei

 

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