Reduktion von Komplexität: Storytelling

Und so ist es mit den Geschichten, dass sie eine Kunstform darstellen und zugleich mit der menschlichen Kultur verbunden sind. Der Drehbuchautor, Filmregisseur und Filmproduzent Billy Wilder hat für das Erzählen von Geschichten drei Regeln formuliert:

Regel Nr. 1. Du sollst nicht langweilen.

Regel Nr. 2. Du sollst nicht langweilen.

Regel Nr. 3. Du sollst nicht langweilen.

Wie kann das gelingen?

Wenn du das Wesentliche erzählst.

Und wie erkennen wir das Wesentliche?

Wesentliche Informationen erzählen vom Wesen der Sache, um die es geht. Wer einen Witz erzählt, tut das mit eigenen Worten. Was er erfasst haben muss, ist das Wesen der Sache und das wiederum bedeutet, dass wir nicht zitieren, sondern paraphrasieren. Und oftmals ist es in den Geschichten nicht die Information, an die wir uns erinnern, sondern wir erinnern uns an das, was der dänische Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Tor Nørretranders in seinem Buch „Spüre die Welt“ als „Exformation“ bezeichnet hat. Und damit ist das gemeint, was man nicht wirklich sagt oder ausspricht, aber im Sinn hat, wenn, oder bevor man überhaupt etwas sagt. Und dafür muss man Muster erkennen und Komplexität reduzieren können.

Und so ist es folgender Dialog vielleicht:

A: UND?

B: YES!

Und die beiden Protagonisten wissen im Sinne der Exformation, was gemeint ist.

Die Story vom Mann im Mond.

Tell me

Storytelling ist ein Selektionsmechanismus und ein Maßstab für Relevanz.  Ein Prozess der Aufmerksamkeitszuwendung sozusagen und ist gekennzeichnet von Zuwendung die Orientierung bietet und von Auswahl, die Selektivität darstellt. In einer Welt in der Informationen sprunghaft zunehmen ist es eine Form des narrativen Aufmerksamkeits-Managements. Dabei kann eine sparsame Handlung von Vorteil sein, genauso wie die Einschränkung der Personen, von denen erzählt wird. Ist die Geschichte nachvollziehbar und vorhersehbar und bietet sie zugleich eine Wende, hat sie gute Chancen in Erinnerung zu bleiben.

So lässt sich die Geschichte von Ethereum in Form von Fakten oder als Story mit Helden erzählen, in zwei Varianten:

Variante 1: Etherum in Faktensprache

Ethereum (ETH) ist ein verteiltes System, das auf einer öffentlichen Blockchain basiert und eine Plattform zur Ausführung von Smart Contracts nutzt. Ethereum wurde 2013 von Vitalik Buterin beschrieben und 2014 von Gavin Wood im „yellow paper“ formalisiert beschrieben. Die Kryptowährung Ether ist das Zahlungsmittel für Rechenleistung, die von den Teilnehmern des Systems zur Verfügung gestellt werden. Im Jul 2015 wurde der Betrieb von Ethereum gestartet. Am 29. Februar 2016 hatte die Kryptowährung Ether eine Marktkapitalisierung von 500 Millionen US-Dollar. Am 12. März 2016 hatte Ether eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde Dollar. Die Entwicklung von Ethereum erfolgt durch eine schweizerische Non-profit Stiftung.

Variante 2: Erzähle mir die Ethereum-Story!

Die Story hat einen Superhelden. Er heißt Vitalik Buterin und ist zu Beginn der Geschichte 21 Jahre alt. Ein Antiheld ist er zunächst. Schüchtern, ein Computerspieler und liebt SF-Romane wie Darknet von Daniel Suarez. Bisher kannten wir Zuckerberg, von dem man am Ende dachte, er sei ein Algorithmus. Aber Buterin war in der Sprache der ihn umrankenden Erzählungen ein echtes Superhirn, einer der bereits als Vierjähriger am Computer saß und programmierte. Name Symbolik und Story von Ethereum, kommen aus der Welt der Gamer und der Science-Fiction-Communities. Sehr viel Transzendenz im Vokabular. Augur, Gnosis, Golem. Und sie sind echt. Peer-to-Peer. Und wie geht es weiter? Die Geschichte des Genies und des Kollektives? Das Genie gibt Antworten, die keiner mehr so ganz versteht, die aber genial sind. Er gibt die“most intelligent answer“ auf die Frage: When we see a breakdown in a current financial system and fiat currency systems of the world ware losing value, do you see Ethereum and the blockchain replacing current systems? The most intelligent answer from Vitek Buterin. 

Aber kein Held ohne Gefährten. Dr. Gavin Wood. Erst war Wood im Hintergrund nicht sichtbar, verfasste aber, wie man später erzählte, das „yellow paper“ zu Ethereum, also den Code und entpuppte sich dann als das Genie hinter dem Genie. Ganz wie in einer Blockchain. Da gibt es Hacks und Forkings, geniales Crowdfunding und so erzählt Ethereum die Geschichte kanadisch-russisch-britisch und führt dann in die Schweiz nach Zug. Ins Crypto-Valley … Was auffällt. Keine Frauen weit und breit. Where are the Women in Ethereum? Und Wood hält seine Vorträge mit Bierflasche in der Hand und spricht über „Allegality“ und meint den Raum zwischen Recht und Code und sagt: „Hey, I don’t care about law!

Dann sehen wir Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart wie in einem Kristall glitzern und da spiegelt sich die Frage hin und her. Was ist es für eine Geschichte? Ist es Krimi, Love Story, Science-Fiction, Historischer Roman, Familiensaga, Short Story, Komödie, Tragödie oder überhaupt ein post-strukturalistischer Roman?

Jarvis Cocker von der Band Pulp spricht über die Frage, wie es um die Story im echten Leben steht und beantwortet die Frage, ob das, was in dem weltbekannten Song „Common People“ erzählt wird, tatsächlich passiert ist und dabei sehen wir das Wesentliche:

The real story behind „Common People“

 

©UBIFACTS/2017, Abb. E. Hödl.