Abb:.wikipedia/gemeinfrei

Paternalistische Technik

Das Verlangen nach Sicherheit ist eine der Hauptstützen von Wissenschaft, Philosophie und Religion. Die Forderung nach Kontrolle gehört zu jeder Art von Technik. (Weizenbaum, Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft, Frankfurt am Main 1978,  173.)

Es fragt sich, auf welche Weise es intelligenten Umgebungen erlaubt sein soll, über Menschen und Situationen zu bestimmen und damit Kontrolle auszuüben. Dabei geht es um die Angst vor unkontrollierten autonomen Handlungen von Maschinen, die von ihren Benutzern nicht verhinderbar sind. Im Unterschied zum bisherigen paternalistischem Verhalten durch Personen, schränken damit im Ubiquitous Compuiting Gegenstände oder Programme selbst den Handlungsspielraum von Menschen ein. Je systematischer dies geschieht, umso mehr bevormundet die Technik den Menschen auch.

Das bekannte Beispiel sind Autos, die unablässig piepen, wenn der Fahrer ohne Anlegen des Sicherheitsgurtes fährt. Wenn Gegenstände feststellen, was richtig und was falsch ist, wird Technik paternalistisch. Im Unterschied zum Verhalten von Menschen ist das Absolute, der Zwang zur Konformität wesentlich. Mit Menschen kann man verhandeln, mit technischer Infrastruktur nicht. Der Technik fehlt, was wir Achtsamkeit (mindfulness) nennen, ihr fehlt die Reflexionsfähigkeit, die Immagination, die Kontemplation des Augenblicks.

Marktmechanismen können diese Tendenzen vielleicht beeinflussen, wenn etwa Kunden bestimmte Produkte nicht kaufen, die ihnen zu paternalistisch werden.

Technik folgt den implementierten Regeln, aber sie folgt diesen auf eine für den Nutzer unsichtbare Weise. Damit sind es nicht die Gegenstände, die unser Tun und Handeln determinieren, sondern Menschen, die festlegen, wie die Gegenstände programmiert werden sollen.

Abb:.wikipedia/gemeinfrei
Spiel mit mir!

Das Internet der Dinge umgibt den Menschen, es umgibt jene, die heute geboren werden, während ihrer gesamten Entwicklung. Vom Fötus bis zur Geburt – alles ist vernetzt. Das Spielzeug des Kleinkindes ist nicht nur interaktiv, es ist zugleich mit dem Rest der Welt verbunden. Damit stellt Ubiquitous Computing auch eine neue Atmosphäre für die Kindheit dar. Die Gegenwart von Technik weist das Internet der Dinge als Kontext und darüber hinaus auch als Summe von Ko-Subjekten aus. Im Ubiquitous Computing wird dieses Verschmelzungserlebnis auch im rechtlichen Sinn relevant wie Mattern formuliert: „Wer legt beispielsweise fest, was eine smarte Sprechpuppe den Kindern erzählt? Darf sie um das Kleidchen aus der Fernsehwerbung betteln?“ (Mattern, Ubiquitous Computing: Eine Einführung mit Anmerkungen zu den sozialen und rechtlichen Folgen, in Taeger/Wiebe (Hrsg), Mobilität – Telematik – Recht, Köln 2005, 27).

Abb:. Wikipedia/gemeinfrei

 

@UBIFACTS/2013